Heute in der Zeitung

© Eric Fricke

Einer der großen Vorteile, wenn man früh aufsteht, besteht darin, die Zeitung ohne Kaffeeflecken lesen zu können. Komischerweise sagt das meine Frau auch immer, wenn sie mal vor mir aufsteht.

Was haben wir denn da? Aha, CDU und FDP planen, nach der Regierungsübernahme aus der Kernenergie auszusteigen. Nein, das steht da nicht so, aber Angie und Guido wollen kräftig darangehen, Subventionen zu streichen. Und unter anderem ist da von Kernkraftwerken die Rede. Nun, ist ja logisch: Wenn die Energiekonzerne ihre Atommeiler nicht mehr subventioniert bekommen, sind die Dinger schlicht nicht mehr zu bezahlen. Da die Entsorgung für die Brennstäbe dermaßen schweineteuer ist, hätten die Konzerne nie auch nur einen müden Euro mit ihren Atom-Wasserkochern verdient, wenn die Kosten dafür nicht auf die Allgemeinheit abgewälzt worden wären. Wenn nun Vater Staat (oder heißt das dann unter Angie "Mutter Staat"?) die Knete streicht, müssen die Energieerzeuger so viel drauflegen, dass es sich schlicht nicht mehr lohnt. Und bekanntlich werden in der neoliberalen Marktwirtschaft als erstes die Produktionsstätten dicht gemacht, wenn der Gewinn in Gefahr ist.

Mal weiterblättern: Politiker fordern mehr Überwachung zur Verhinderung von Terroranschlägen. Völlig logisch. London gilt als die weltweit am besten überwachte Stadt – über eine halbe Million Kameras gibt es dort in der City, insgesamt wird Großbritannien von über sieben Millionen Kameras beobachtet. Es gibt eine Untersuchung, wonach jeder, der sich durch Londons Innenstadt bewegt – egal, ob Tourist oder Terrorist – im Laufe eines Tages von 300 Kameras erfasst wird. Und deshalb gibt es da auch keine Attentate, nicht wahr?
Selbstverständlich ist rein technisch noch mehr Überwachung möglich. In den Eingangsbereichen der Londoner U-Bahnhöfe will man nun so genannte "Passive Millimetre-wave Scanner" aufbauen. Mit diesen lassen sich problemlos beispielsweise unter der Kleidung getragene Sprengstoffgürtel erkennen. Die Arbeit an den Monitoren dieser Geräte wird dazu führen, dass die Mitarbeiter freiwillig Überstunden ableisten, da die Scanner gestochen scharfe(!) Nacktbilder der U-Bahnfahrer/innen erzeugen. Da diese Geräte aber mehrere Millionen Euro kosten, wäre die britische Regierung indes besser beraten, zumindest in der warmen Jahreszeit (bzw. das, was man in England dafür hält) ein Verbot von Kleidung in der Londoner Innenstadt einzuführen.

Nackte Tatsachen gab es bekanntlich auch bei VW. Es ist sicherlich reine Spekulation, wenn man einen Zusammenhang zwischen dem ausschweifenden Sexualleben einiger Mitarbeiter und der sinkenden Qualität der Fahrzeuge herstellt. Zum Glück hat Peter Hartz von all dem nichts gewusst (sagt er jedenfalls). Sonst käme am Ende noch jener Sozialhilfeempfänger, der vor einigen Jahren das Sozialamt auf Zahlung eines Zuschusses für Bordellbesuche verklagen wollte, auf die Idee, es nochmal zu versuchen, und damit wäre der Ruf von Peter Hartz als Sozialreformer endgültig im Eimer. Die CDU meint allerdings, das sei jetzt schon der Fall und will die Reformen nach ihrem Wahlsieg umbenennen. "Merkel IV" klingt allerdings auch nicht so toll.
Immerhin, es gibt auch Positives aus Wolfsburg zu vermelden: VW will die auf Halde produzierten Nachrüst-Rußfilter bereits im Oktober auf den Markt bringen. Das sind also keine vier Monate mehr; der Produktionsbeginn ist ja auch noch kein halbes Jahr her. Wahrscheinlich erzählen sie den Leuten dann auch noch, sie hätten die Dinger erfunden. Wer allerdings keinen VW fährt, guckt in die Röhre, vor allem, wenn verschiedene Großstädte ein Fahrverbot für filterlose Diesel einführen, denn die freien Hersteller warten immer noch ab, welche technischen Vorgaben das Umweltministerium macht. Nun, Freunde und Nachbarn, unter dieser Regierung vermutlich keine mehr, und die nächste hält Umweltschutz ohnehin für wirtschaftsschädigend, sodass die meisten Dieselfahrer in den betreffenden Großstädten künftig zu Fuß gehen werden müssen.

Und was steht noch in der "Badischen Zeitung"? – "Haschischrauchen macht gleichgültig." Ist mir doch egal.

12_7_05

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