Vom Universal Soldier zum Universal Terrorist

© Eric Fricke


Die globale Inszenierung

Nein. Ich beantworte keine Fragen. Ich stelle sie. Es gibt Leute, die Ihnen Antworten geben könnten. Die werden es aber nicht tun. Also frage ich weiter, zeige auf Dinge, die mir auffallen und frage Sie, ob Sie das auch schon bemerkt haben. Wobei ich durchaus damit rechne, dass dies bestimmten Leuten nicht gefallen wird – ich spreche von jenen Leuten, die eben diese Fragen beantworten könnten. Andererseits wird es die so wenig kratzen, wie es den Mond kratzt, wenn ein Hund ihn anbellt. Da müsste man schon eine Bewegung in Gang bringen... hm, nicht schlecht... "The Alice's Restaurant Anti Massacree Movement". Aber das gab's schon mal. Falls Sie eine bessere Idee haben – konstruktive Vorschläge nehme ich gerne entgegen.

Es gab da mal einen ausgezeichneten Film über einen Typen, der ein ruhiges und zufriedenes Leben führte, bis ihm eines Tages buchstäblich aus dem heiteren Himmel ein Bühnenscheinwerfer vor die Füße fiel. Da fand er heraus, dass er Teil einer Fernsehshow und alles um ihn herum Kulisse war. Sein ganzes Leben – eine riesige Inszenierung.

Beschleicht Sie in den letzten Jahren nicht auch zunehmend das Gefühl, Zeuge einer gigantischen globalen Inszenierung zu sein? Meine Güte, hatten's die Leute früher einfach, die Welt zu erklären: Politiker betrieben Politik, die Militärs führten Kriege, die Unternehmer produzierten und verkauften. In einer Welt hingegen, in der Unternehmen regieren, Militärs für Konzerne operieren und Politiker sich verkaufen, ist die Frage "Wie sag ich's meinem Kinde" (oder genauer, meinem ältesten Sohn, der nach der Tagesschau gerne noch detailliertere Informationen hätte) zunehmend schwieriger zu beantworten. Oder blicken Sie noch durch?

Erinnern Sie sich noch an den letzten Golfkrieg? Oder war's der vorletzte? Einer von denen, die von einem der Bushs geführt wurden. Senior oder Junior, ist ja nun auch egal. Die Golfkriege wurden zusehends (sic!) zum Medienspektakel. Sie wissen ja, diese leicht grieseligen, grünstichigen Bilder zum Beispiel, die zeigten, wie die Präzisionswaffen trafen. Wow, Brot und Spiele! Kawumm, Volltreffer ins Bunkerdach. Und mit jeder Fortsetzung der Kriegs-Show dürfen mehr Experten vor die Kamera treten, ordenbehängt oder in martialischem Kampf-Outfit in Tarnfarben. Und immer besser die Aufnahmen von "eingebetteten" Journalisten: "Wir berichten live von der Front!" – Pech halt, wenn man nicht "eingebettet" ist, da wird man schon mal von einem amerikanischen Panzer be- bzw. erschossen, na ja, peinlich, kann halt mal vorkommen. Im letzten (oder vorletzten?) Krieg zerlegte so eine Präzisionswaffe schon mal einen zivilen Luftschutzbunker, da waren aber Gottseidank nur Iraker drin. Es hätte ja auch ein geheimes Waffenversteck sein können! Aber hey, Leute. schaut Euch lieber mal das hier an: Die Handtuchköpfe haben ein blutjunges, unschuldiges Mädchen in ihrer Gewalt! Befreit sie! Mit Karacho ins Krankenhaus, ein bisschen rumgeballert, Ton ab, Kamera läuft. Gottlob, wir haben sie den Unholden entrissen!

Alles Lüge. Jene Gefreite, deren Verletzungen von einem Autounfall während des Gefechts stammten, wurde im Krankenhaus nicht nur von den irakischen Ärzten hervorragend medizinisch behandelt, sie bekam sogar noch Sonderrationen. Aber das wäre ja langweilig gewesen. Oder die Geschichte mit aus den Brutkästen gerissenen Babys im letzten (vorletzten?) Krieg. Lügen, Lügen, Lügen – von den Leuten serviert, denen wir vertrauen sollen, von Politikern.
Die Gründe für den Irakkrieg – erstunken, erlogen, zusammenkonstruiert. Wer es vor Kriegsbeginn wagte, vor den Folgen eines Krieges zu warnen, als da möglich waren: Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung, Erstarken von fanatischen Kräften, Verlust der Religionsfreiheit, Attentate, Zunahme des weltweiten Terrorismus – der wurde als Lügner hingestellt. Und nun, wo das Chaos ausbricht, gehen wie wild die Schuldzuweisungen hin und her. In den USA hat man den tatsächlichen Kriegsverursacher schon ausfindig gemacht; es handelt sich um eines jener Länder, dessen Geheimdienst falsche Informationen weitergegeben hat; es ist jenes Land im alten Europa, das ohnehin schon zwei Weltkriege vom Zaun gebrochen hat, also wird da wohl auch keiner widersprechen. Also: Erst sind wir Deutschen die Deppen, weil wir den Krieg nicht wollten, dann sind wir die Deppen, weil wir am Krieg schuld sind. Unsere Kumpels drüben in Frankreich sollten da mal vorsorglich nicht so laut lachen, die kriegen am Ende sonst auch noch eins vor die Mütze.

Diese Lügen, die uns sorgfältig über die Medien verabreicht wurde, haben Tausenden von Menschen das Leben gekostet. Der Terrorismus? Seine Ursachen? Scheißegal! Es ging in diesem völkerrechtswidrigen Krieg in keinster Weise um Terrorismus, sondern um Macht. Punkt. Was George W. Bush praktiziert, ist, so gesehen, auch nichts weiter als Terrorismus.

Pearl Harbour 2001

Was mancher schon geahnt hat, scheint sich zusehends zur Tatsache zu verdichten: Die USA waren vor dem Anschlag am 11. September 2001 gewarnt worden, hatten aber nichts dagegen unternommen. Das erinnert fatal an den japanischen Angriff auf Pearl Harbor sechzig Jahre zuvor: Die Amerikaner wussten Bescheid, unternahmen aber nichts, um einen Kriegsgrund zu haben – dieses geschichtliche Faktum wurde erst in den letzten Jahren bekannt. Und eine Warnung, liebe Frau Rice, muss meines Erachtens nicht genauer sein als "Wir werden demnächst von Terroristen angegriffen". Oder nimmt man in Ihrem Lande eine Warnung nicht ernst, wenn nicht detailliert die Anzahl der Flugzeuge und die Namen der sie steuernden Terroristen darin enthalten sind?
Oh, ich höre den Aufschrei: Ein amerikanischer Präsident würde doch niemals das Leben von 3000 US-Bürgern opfern! Aber bitte – warum nicht? Jeder, der diesen Posten antritt, muss damit rechnen, dass dies ein Teil seines Jobs wird! Selbst der vielgeliebte Kennedy hatte den Finger schon auf dem roten Knopf! Hat Bush etwa Skrupel, Amerikaner im Irak zu opfern? Oder ist das kein Problem, weil das Soldaten sind? Weil die wissen, dass es ein Teil ihres Jobs sein kann, getötet zu werden? Oder hat Bush Hemmungen, Tod und Vernichtung über die irakische Zivilbevölkerung zu bringen? Oder ist das für ihn keine große Sache, weil das a) ohnehin nur ungläubige Handtuchköpfe und b) keine Amerikaner sind?

Freunde und Nachbarn, machen wir uns nichts vor – die amerikanische Regierung hatte 1941 kein Problem damit, über 2000 Menschen zu opfern. Weshalb sollte eine heutige amerikanische Regierung dazu nicht in der Lage sein? Weil wir in den letzten sechzig Jahren alle so menschlich und gut geworden sind? Wenn die Politiker auf diesem Planeten seither besser geworden sind – weshalb gibt es nach wie vor Krieg? Oder sind es nur "unsere", die besser sind als der Rest? Weil wir hier im Westen die besseren Menschen sind? Wir urteilen aus unserer Dominanz, unserer Stärke heraus – wir, der ach so gute, christliche Westen mit seinen hohen moralischen Ansprüchen, die wir gerne nichts weiter täten, als das Öl an uns zu reißen, das wir so nötig brauchen wie Dracula seine Tages- bzw. Nachtdosis Blut!

Perfiderweise nützt der Terrorismus ausgerechnet denen, die ihn zu bekämpfen vorgeben. Er schadet jenen, die zur falschen Zeit im falschen Zug sitzen, jenen, die zur Unzeit ihr Büro im World Trade Center betreten haben, kurz: Die Opfer sind zufällig; dem System, das getroffen werden soll, passiert nichts. Oh, wenn Sie nun von Demokratie, Freiheit und Menschenrechten sprechen – die hat es erwischt. Aber nicht das, wofür der Westen in vielen arabischen Ländern steht: Dominanz, Ausbeutung, Umweltzerstörung. Der Terrorismus tötet Unschuldige, nicht die, die für ihn verantwortlich sind – egal, ob sie Bush oder Bin Laden heißen. Und wenn ein paar Grundrechte hops gehen, wird das die, die uns in Wahrheit regieren, überhaupt nicht belasten. Denn die Wirtschaft mischt munter mit, Krieg und Terror bieten neue Geschäftszweige.

Für die Waffenindustrie sowieso, das ist ja nichts Neues. Aber auch andere Unternehmen haben sich voll auf den Trend, nun ja, eingeschossen. In Falludscha im Irak wurden vier Zivilisten, Amerikaner, in ihren Geländewagen beschossen, angezündet und verbrannt. Danach fiel die johlende Menge über die verkohlten Leichen her, hing Teile an Stromleitungen und Brücken auf und schleifte, was noch übrig war, an einem Eselskarren durch die Stadt. Bei den Opfern handelte es sich um Angestellte der US-Firma Blackwater Security Consulting. Womit die Medien nur sehr zögerlich – wenn überhaupt – herausrückten: Es handelte sich bei den angeblichen Zivilisten um Söldner; einer von ihnen war ein US-Army-Veteran, ein anderer ein ehemaliges Mitglied der Elite-Anti-Terror-Einheit "Seal". Ihr Einsatz lief unter gefährlichsten Bedingungen, zu denen die Leitung der US-Army wohl nicht bereit gewesen wäre, allerdings auch zu einer Entlohnung, die kaum eine Armee zu zahlen bereit gewesen wäre, nämlich dem doppelten bis vierfachen Sold eines normalen Soldaten.
Nur so am Rande: Ein Berufssoldat, der auch Erfahrung in Auslandseinsätzen gesammelt hatte, erzählte mir einmal, dass es keinen Unterschied mache, ob jemand zum Terroristen oder zum Terroristenbekämpfer ausgebildet werde: "Die Handbücher sind identisch."

Im Irak sind Dutzende von Firmen wie Blackwater aktiv; mit – wie Peter Singer, Autor des Buches "Corporate Warriors", schätzt – rund 15.000 "Mitarbeitern". Das Geschäft dürfte lukrativ sein: Ein Drittel der Operationskosten in Afghanistan und im Irak fließen in Verträge mit privaten Sicherheitsfirmen – etwa 20 Milliarden Dollar!

Da wohl kaum ein Unternehmen daran interessiert sein dürfte, sich die Existenzgrundlage entziehen zu lassen, kann man davon ausgehen, dass Blackwater und Co. schon für volle Auftragsbücher sorgen werden: Das Entstehen und Fortdauern von Kriegen wird zum kommerziellen Firmeninteresse – eine Befürchtung, die auch Peter Singer äußert. Skrupel hinsichtlich der Zusammensetzung der Belegschaft hat Blackwater übrigens nicht. Für das passende Betriebsklima sorgen unter anderem ehemalige Militärs des chilenischen Diktators Pinochet und des südafrikanischen Apartheid-Regimes.

Mal eine Frage...

Was ist eigentlich Terrorismus? Terrorismus ist, wenn man mit voll besetzten Passagierflugzeugen in Gebäude rast. Terrorismus ist, die eigene Bevölkerung zu belügen, damit man unter einem Vorwand ein anderes Land angreifen kann, um dessen Bodenschätze unter Kontrolle zu bringen. Terrorismus ist, wenn man Eisenbahnzüge in die Luft sprengt. Terrorismus ist, wenn aus wirtschaftlichen Interessen jegliche Umweltschutzmaßnahmen ignoriert werden, selbst auf die Gefahr hin, das globale Klima mit katastrophalen Folgen zu verändern. Terrorismus ist, wenn man Bomben baut. Terrorismus ist, ein Nuklearwaffen-Arsenal zu besitzen, das jegliches Leben auf diesem Planeten gleich dutzendfach eliminieren kann.

Das, was uns die Medien als Terrorismus präsentieren – Bombenattentate, Schießereien, Aufstände –, sind nur Facetten, Puzzleteile eines global betriebenen Terrorismus. An ihm haben nicht nur religiöse Fanatiker ihren Anteil, sondern auch Staaten und international operierende Unternehmen. Sie glauben, das sei schlimm, was Sie derzeit in der Tagesschau mitansehen müssen? Dann warten Sie mal ab: Das Öl wird knapp, Trinkwasser wird knapp, der Meeresspiegel steigt, die Menschheit wächst. Die Bosse von Blackwater müssten in Anbetracht solcher Perspektiven eigentlich den ganzen Tag mit einem Ständer in der Hose herumlaufen.

Und? Befinden sich die übrigen Unternehmen wenigstens schon mitten in einem gewaltigen gemeinsamen Projekt, um diese Probleme zu lösen? Beraten Banken über Schuldenerlasse? Wird von Stund an umweltfreundlicher produziert? Aber nicht doch! Jetzt gilt es, nochmal gnadenlos abzusahnen, koste es, was es wolle. Der Fusionstrend dürfte weitergehen, in dreißig oder vierzig Jahren mag es dann weltweit noch ein oder zwei Dutzend Monsterunternehmen geben, die die gesamte wirtschaftliche und politische Macht inne haben. Nahost interessiert dann mangels Rohstoffen keinen mehr. Der Energieverbrauch der Menschheit müsste dann auch gesunken sein – nämlich mit der Anzahl der Verbraucher, die Kriegen, Hungersnöten, Überschwemmungen, Epidemien zum Opfer gefallen ist. Wer übrig bleibt? Etwa irgendein libyscher Schafzüchter? Ein afghanischer Bauer? Ein irakischer Teppichhändler? Nein, Freunde und Nachbarn, es werden die sein, die Geld haben. Und die meisten von denen leben – Tusch! – im gepriesenen Westen!
Wie war noch Ihre Frage? Weshalb die Leute so sauer auf uns sind, dass sie uns in die Luft sprengen wollen?

Machen Sie sich übrigens nicht zu viele Hoffnungen, nur weil Sie hier im vom Kapitalismus gelobten Land leben. Was glauben Sie, wieviele hier (noch) ansässige Unternehmen sich um Ihre Existenz kümmern? Wo man hinschaut, sitzen die Bosse auf gepackten Koffern. Ja nun, man muss konkurrenzfähig bleiben, also produziert man in Billiglohnländern. Keine Angst, früher oder später wird es hier bei uns auch wieder Arbeitsplätze geben – nämlich dann, wenn hier alles so heruntergekommen ist, dass Deutschland auch zum Billiglohnland wird. Sie laufen in Gefahr, in die Armut abzurutschen? Sie haben zwanzig, dreißig Jahre lang hart gearbeitet und stehen jetzt auf dem Sozialamt Schlange? Und Sie glauben immer noch, dass das einen Konzernboss interessieren würde?

Wer aus Profitgier derart rücksichtslos mit Menschen umgeht, darf sich nicht wundern, wenn ein Autor wie Michael Moore wutentbrannt Terroristenbosse und Konzernchefs in einem Atemzug nennt. Es ist für Regierungen und die sie unterstützenden Unternehmen offenbar interessanter, zig Milliarden Dollar in einen Krieg zu investieren, als mit solchen gewaltigen Summen etwas gegen die Ursachen des Terrorismus zu tun. Alleine mit den 20 Milliarden Dollar, die Blackwater und Konsorten einstreichen, ließe sich weiß Gott Sinnvolleres anfangen – Trinkwasserprojekte, Alphabetisierungsmaßnahmen... von der Gesamtsumme, die dieser Wahnsinn kostet, sprechen wir lieber gar nicht erst. Oder doch: Angenommen, eine Regierung würde 100 oder 120 Milliarden Dollar für ein Projekt ausschreiben mit dem Ziel, uns unabhängiger von endlichen Ressourcen wie Erdöl zu machen, das ja überwiegend im Feindesland zu finden ist... aber "alternative Energien" – das klingt immer noch irgendwie nach "linken Öko-Spinnereien". Jedenfalls so lange, bis die Energieunternehmen ein Geschäft daraus machen...

Die globale Reality-Show

Es ist Zeit, inne zu halten und die Schuhe zu putzen – die Fettnäpfchen, in die ich in den letzten Abschnitten getreten bin, waren gewaltig. Man hat nicht über die Ursachen des Terrorismus nachzudenken. Das sind halt alles Fanatiker, religiös verblendet, basta! Die sollten lieber dankbar vor uns auf die Knie sinken, diese Handtuchköpfe, weil Der Goldene Westen sie völlig uneigennützig, nur der Menschenrechte wegen, von Saddam befreit hat, jawoll! Und nein, Saudi-Arabien, eines der schlimmsten Unrechts-Regimes, wird nicht befreit, um die freundschaftlichen und geschäftlichen Beziehungen der Familien Bush und Bin Laden nicht zu gefährden. Platsch. Nächstes Fettnäpfchen.

Die Standardantwort auf die Frage, was diese Typen, die uns in die Luft sprengen, zu Terroristen macht, lautet also: "Das sind halt Fanatiker." Ah ja, da wären wir nun von alleine nicht drauf gekommen. Und die, die sich selbst in die Luft sprengen, um andere in die Luft zu sprengen? Das sind... na ja... religiöse Fanatiker. Religion ist immer eine gute Begründung, wenn es um total durchgeknallte Sachen geht – jedenfalls, wenn es sich um nichtchristliche Religionen handelt. Oder haben sie in der Tagesschau schon mal etwas von einem "christlichen Fanatiker" gehört? Oder einem "christlichen Fundamentalisten"? Oh ja, die gibt es auch. Aber der Witz ist, wenn man lange genug Begriffe wie "islamistischer Fanatiker", "Islamismus", "islamische Fundamentalisten" in den Medien verrührt, folgt zwangsläufig völlig undifferenziert die Formel "Islam = Terrorismus". Inzwischen dürfte für viele Europäer Allah so etwas wie ein urzeitlicher Saddam sein und Mohammed ein früher Bin Laden. Vielleicht hatten jene Muslime, die mich zum Abendessen eingeladen hatten, in Wirklichkeit versucht, mich zu vergiften? Ich muss aber zugeben, selten zuvor ein so fein zubereitetes Couscous gegessen zu haben... übrigens bekam ich eine Gabel, weil ich mir immer die Finger verbrannte.

Fragen wir doch mal frech weiter: "Was macht denn die Fanatiker zu Fanatikern?", lautet die Antwort in der Regel etwa so: "Na, die werden halt von ihren Religionsführern beeinflusst, diesen Bartträgern, die da immer so von diesen Türmen runterschreien..." Testen Sie mal, wie lange Sie das zurückverfolgen können, bis Sie Ihren Diskussionspartner in die Enge getrieben haben... aber Der Goldene Westen als Mitverursacher? Niemals!
Überlegen wir: Könnte es bei uns ebenfalls brave Bürger geben, die sich eines Tages zwei Kilo Sprengstoff um den Bauch binden, um noch ein paar Leute ins Jenseits mitzunehmen? Richard Bachmann alias Stephen King hatte in den Achtzigern einen Roman namens "Running Man" (deutsch: "Menschenjagd") geschrieben: Der völlig verarmte Ben Richards nimmt, um seiner kranken Tochter zu helfen, an einer Fernsehshow teil, in der er gejagt wird. Lesen Sie das Buch selbst, angesichts heutiger Fernsehprogramme werden Sie entsetzt über Kings Weitsicht sein. Das trifft erst recht auf den Schluss zu: Richards, der nichts mehr zu verlieren hat, rast mit einem gekaperten Passagierflugzeug in das Hochhaus der Fernsehgesellschaft...

Der Arbeitsplatz-Export

Selbst vorsichtige Wirtschaftsexperten rechnen mit einer weiteren Zunahme der Arbeitslosigkeit. Exportierte Deutschland früher Autos, sind es jetzt Arbeitsplätze. Unsere eigene Wirtschaft betreibt einen Raubbau an diesem Land, wie ihn nicht einmal Henry Morgenthau nach dem Kriege beabsichtigt hatte – der wollte damals lediglich den Abbau der Schwerindustrie, heute verschwinden Kleinunternehmen und Mittelständler ebenso wie Autobauer. Während immer mehr Leute in die Armut abrutschen, gönnen sich die Bosse Gehälter, die jenseits jeglichen Anstandes liegen.

Jeder spricht über die Kosten von Millionen und Abermillionen Arbeitslosen – keiner spricht vom Gewaltpotenzial, wenn hier einmal sechs, sieben oder noch mehr Millionen Arbeitslose leben. Oh, die Bosse, die sind längst im Ausland in Sicherheit. Aber vielleicht ist ja noch der eine oder andere Politiker in Deutschland? Dann möchte ich mal sehen, ob es hier nicht auch Leute gibt, die nichts mehr zu verlieren haben. Mit einer Schusswaffe kommt man ja nicht an einen Kanzler oder Minister ran (und in Zukunft bestimmt noch viel weniger), aber warum sollte es hier nicht auch eines Tages verzweifelte Menschen geben, die sich zwei oder drei rostige Handgranaten aus NVA-Beständen um den Bauch binden? Erwischen wird es aber (und das haben uns die Terroranschläge der jüngsten Zeit gezeigt) keinesfalls die – viel zu gut geschützten – Verantwortlichen (scheinbare oder tatsächliche, wer vermag die verflochtenen Macht- und Wirtschaftsstrukturen denn noch vollständig zu durchschauen?), sondern Unbeteiligte.

Gott, ja, lassen Sie uns das indes nicht dramatisieren, nicht wahr? Solche einzelnen verrückten Spinner gab es schon immer und überall. Aber, haha, es wird jedoch wohl keiner im Ernst glauben, der durchschnittliche, rational denkende Deutsche hätte sich jemals – und sei er auch arbeitslos gewesen – so leicht fanatisieren lassen wie so ein arabischer Handtuchkopf? Haha, wirklich zu komisch, auf was für Gedanken die Leute manchmal kommen!
He – hat hier einer "Heil Hitler" gesagt?!?

Fassen wir also zusammen: Die Umwelt geht vor die Hunde, kostbare Ressourcen verschwinden und verursachen damit neue Kriege, das Klima verändert sich, die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich immer weiter, die Industriebetriebe lassen ihre Belegschaften und Herkunftsländer im Stich und sorgen für zunehmende Verarmung auch in reichen Ländern (die sich damit verändernde politische Stimmung wird die Bosse kaum interessieren) – wäre es dann nicht das Beste, diejenigen, die den Hals nicht voll kriegen können, würden – jedenfalls im übertragenen Sinne – an ihrem Reichtum ersticken? Oder müssen doch wieder die dran glauben – und zwar im physischen Sinne –, die keine Milliarden gescheffelt haben? Das allerdings wäre weder christlich noch im Sinne Allahs.

Und falls Sie nicht an Gott glauben: Es wäre auch nicht im Sinne der Menschlichkeit und der Demokratie.

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