eMail an Landwirtschaftsminister Peter Hauk MdL

 

© Eric Fricke

Von: info@ericfricke.de
Betreff: Wahlkampfveranstaltung im "Löwen"/Waldkirch-Buchholz
Datum: 9. Februar 2006 22:33:01 MEZ
An: wahlkreis@peter-hauk.de
Kopie: forum@badische-zeitung.de

Herr Hauk,

mit Empörung habe ich in der Badischen Zeitung Ihre Zitate gelesen, dass Arbeitslose auch unter Hartz IV offenbar zu viel Geld hätten und der Druck auf manche wohl noch nicht groß genug sei, das Bücken zu lernen.

Ihr Kommentar war zynisch und beleidigend. Haben Sie auch nur den leisesten Begriff davon, wie es für einen Familienvater ist, nach 25 Jahren unverschuldet arbeitslos zu werden? Wenn mit jedem Tag Arbeitslosigkeit Hartz IV näherrückt und man dann als qualifizierte Fachkraft gezwungen wird – Sie verzeihen – jeden Scheißdreck zu machen? Wie man sich fühlt, wenn Konzerne Milliardengewinne einstreichen und diese an der Steuer vorbeitricksen, während der Staat sich praktisch ausschließlich beim einfachen Bürger, beim Kleinunternehmer und beim Mittelstand bedient und Arbeitslose bis hin zur Enteignung unter Druck setzt? Wenn Politiker bis in die höchsten Positionen hinauf dieses Land offensichtlich als einen großen Selbstbedienungsladen betrachten?

Wo bleiben denn Ihre konstruktiven Vorschläge, die bestehenden Verhältnisse zu ändern? Wieso halten Politiker krampfhaft am Status quo fest? Ich zitiere aus einem meiner Artikel (der zwar im Wesentlichen von der Bundespolitik handelt, Sie als MdL aber auch interessieren sollte):

Wovon jedenfalls in Berlin keiner spricht – oder keiner zu sprechen wagt –, ist, dass wir derzeit möglicherweise den Anfang des Endes der Arbeitsgesellschaft erleben. Aber offensichtlich ist kein Politiker in der Lage, Begriffe wie beispielsweise "Maschinensteuer" oder "Bürgergehalt" in den Mund zu nehmen. Es werden völlig neue Ansätze benötigt, aber die Handlungsweise der Regierenden wird ausschließlich durch ein krampfhaftes Festhalten an den bestehenden Zuständen bestimmt. Hey, da hat jemand den Verbrennungsmotor erfunden? Prima, den könnte man doch verwenden, um bei einer Pferdekutsche die Peitsche anzutreiben!

Es gehört zum Wesen einer Demokratie, dass sich gesellschaftliche Entwicklungen im Wesentlichen nach den Bedürfnissen der Majorität richten. Es ist kaum anzunehmen, dass die derzeitigen Tendenzen von der Mehrheit der Bürger so gewünscht sein sollen.

Wenn die Politik aber nicht in der Lage ist, Lösungen für eine zukünftige Gesellschaft zu finden, werden sich die Veränderungen, bedingt durch Zwang zu immer höherer Effizienz und Angepasstheit schon im Kindesalter, zunehmende Armut und schrittweisen Abbau von Bürgerrechten, auf eine Weise manifestieren, die jedem Verantwortlichen, der noch über ein rudimentäres Gewissen verfügt, schlaflose Nächte bereiten müsste.

Wollen Sie einmal ganz bürgernah die Stimmung im Volk recherchieren? – Werfen Sie doch einmal einen Blick auf die Rubrik "Artikel" auf meiner – unten aufgeführten – Homepage. Sie befänden sich damit in bester Gesellschaft mit Peter Weiß, Peter Dreßen und Ralf Stegner – Letzterer besitzt übrigens ein gebundenes Exemplar mit einer Auswahl meiner Artikel.

Es ist mir nicht bekannt, ob das Bücken zu den unabdingbaren Voraussetzungen einer politischen Karriere gehört, aber einige Bedingungen muss man wohl definitiv nicht erfüllen: Die Fähigkeit, über den Tellerrand zu schauen, Einfühlungsvermögen und Verständnis für die Sorgen und Nöte der Bürger, das Wissen um die Ursachen der aktuellen Probleme in Deutschland, Kreativität und den Mut, einmal andere Wege zu beschreiten. Es ist ja so viel einfacher, für jeden Anlass Sündenböcke zu präsentieren: Arbeitslose, Rentner, Ausländer, Muslime... bei Ihrer nächsten Rede werden Ihnen sicher noch weitere einfallen.

Eric Fricke

09_02_06

 

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